Festverzinsliche Wertpapiere – Bei diesen Wertpapieren müssen Anleger unbedingt die Bonität prüfen!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 08.03.2021


Festverzinsliche Wertpapiere sind ein gutes Depot-Fundament. Die Kreditvergabe an Banken, Kommunen, Unternehmen und Staaten birgt aber auch Risiken!

Bei folgenden Begriffen herrscht viel Verwirrung, vor allem bei Privatanlegern: ABS, Anleihen, Bonds, Debentures, Gewinnschuldverschreibungen, Industrieanleihen, Kommunalobligationen, Obligationen, Optionsanleihen, Pfandbriefe, Rentenpapiere, Schuldverschreibungen, Staatsanleihen und Wandelanleihen. Im Grunde bezeichnen alle fast dasselbe, es sind festverzinsliche Wertpapiere. In diesem Ratgeber wird die Funktionsweise dieser Wertpapiere erklärt. Dazu bekommen Sie zu jedem der genannten Unterbegriffe eine Definition und ein Praxis-Beispiel.

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Festverzinsliche Wertpapiere: per Definition eine Kreditvergabe

Der Emittent (die ausgebende Stelle) eines solchen Wertpapiers nimmt beim Käufer der Anleihe einen Kredit auf und zahlt den Kreditbetrag (in der Regel zuzüglich Zinsen) wieder zurück. Es geht hier also stets um die in einem Wertpapier verbriefte Finanzierung mit Fremdkapital, mit dem Anleger in der Rolle als Kreditgebers. Die Bezeichnung des festverzinslichen Wertpapiers bezieht sich oft auf den Emittenten des Wertpapiers, bei Industrieanleihen sind es zum Beispiel Unternehmen, bei Kommunalobligationen sind es Kommunen und Pfandbriefe werden von Pfandbriefbanken ausgegeben. Bonds und Debentures sind Begriffe aus dem angelsächsischen Raum, dort werden verzinsliche Wertpapiere auch als „fixed income products“ bezeichnet.

Die englische Begriff erklärt einen weiteren verwirrenden Faktor. Vielen Einsteigern erscheint es nämlich als paradox, dass auch verzinsliche Wertpapiere mit variabler Verzinsung – oder ohne fixe Verzinsung – zur Kategorie der festverzinslichen Wertpapiere gehören. Entscheidend für „festverzinslich“ ist aber nicht die Höhe des Zinssatzes oder die Art der Zahlung der Zinsen, sondern einzig allein die Tatsache, dass es sich um geliehenes Fremdkapital (englisch: debt) und nicht um Eigenkapital (englisch: equity) handelt. Der Oberbegriff „festverzinsliche Wertpapiere“ bezieht sich also per Definition nicht auf die Art, Höhe oder Ausgestaltung der Verzinsung, sondern einzig und allein auf die rechtliche Stellung des Inhabers des Wertpapiers! Beispiele für festverzinsliche Wertpapiere mit variabler Verzinsung sind Floater, Indexanleihe oder Nullkuponanleihe.

Festverzinsliche Wertpapiere

Von Banken, Unternehmen, Kommunen und Staaten genutzt

Banken, Kommunen, Unternehmen und Staaten haben regelmäßig Kapitalbedarf. Dabei kann es passieren, dass das Eigenkapital nicht für die geplanten Investitionen reicht. Oder es soll aus wirtschaftlichen Gründen nicht verwendet werden. Oft ist auch der Rückgriff auf Fremdkapital, gerade in Zeiten rekordverdächtig niedriger Zinsen, günstiger als die Nutzung von Eigenkapital. Banken und Firmen können sich auf drei Wegen finanzieren: Aktien, Anleihen oder Kredite. Staaten und Kommunen bleibt nur der Weg über Anleihen, zum Beispiel über Staatsanleihen oder Kommunalobligationen.

Als Gegenleistung für den vergebenen Kredit bekommt der Anleger von Bank, Kommune, Unternehmen oder Staat Zinsen. Der Zinssatz kann dabei variabel oder fix sein. Die Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere werden in Regel jährlich gezahlt, es kann aber auch abweichende Regelungen geben, beispielsweise halbjährlich oder einmal im Quartal. Für die Zinszahlungen gibt es, wie beim Ratenkredit, vorher festgelegte Zinstermine. Bei festverzinslichen Wertpapieren spielt der effektive Zins die größere Rolle als der Nominalzins, eine weitere Parallele zu Bankkrediten. Das beginnt schon bei der Platzierung des Papiers, also bei der Kreditaufnahme: der Erfolg der Platzierung hängt sehr wesentlich von einem attraktiven Effektivzins ab.

Anleihen können direkt bei der Emission erworben werden. Sie lassen sich unter Umständen aber auch zu einem späteren Zeitpunkt an der Börse kaufen. Am Ende der Laufzeit des festverzinslichen Wertpapiers wird der Nominalbetrag zurückgezahlt, deswegen nähert sich Kurs eines börsengehandelten festverzinslichen Wertpapiers zum Ende der Laufzeit immer stärker dem Nominalwert an. Nach der Platzierung und während der ersten Jahre der Laufzeit notiert das Wertpapier in der Regel ein gutes Stück über dem Nominalwert, dadurch ist ein mehr oder weniger großer Teil der Zinszahlungen eingekreist.

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Bei diesen Wertpapieren müssen Anleger die Bonität prüfen

Der Zinssatz für das geliehene Geld bestimmt die Höhe der zum Anleger fließenden Zinsen. Der Zinssatz wird dabei nicht willkürlich festgelegt, sondern richtet sich nach der Kreditwürdigkeit des Emittenten der festverzinslichen Wertpapiere. Eine höhere Kreditwürdigkeit, eine bessere Bonität, bedeutet also ein geringeres Ausfallrisiko der Geldanlage, bringt im Gegenzug aber auch weniger Zinsen. Ein weniger kreditwürdiger Emittent festverzinslicher Wertpapiere muss seine schwache Bonität durch ein höheres Angebot für den Zinssatz ausgleichen. Wenn Bonität und Zinssatz nicht zusammenpassen, kann es passieren, dass die Platzierung des Wertpapiers bei Käufern (Kreditgebern) nicht erfolgreich ist. Anders als die Inhaber von Aktien haben Inhaber von festverzinslichen Wertpapieren kein Mitspracherecht im Unternehmen. Am Risiko des Unternehmens sind sie dennoch direkt beteiligt.

Bei festverzinslichen Wertpapieren ist eine Fundamentalanalyse der Institution hinter dem Wertpapier also mindestens genauso wichtig bei Aktien. Entscheidend ist immer folgende Abwägung: Stehen die gebotene attraktive Verzinsung und das erhöhte Ausfallrisiko noch in einem gesunden Verhältnis? Genau wie Aktien haben auch Anleihen eine Wertpapierkennnummer (WKN) und eine International Securities Identification Number. Dadurch sind festverzinsliche Wertpapiere beim Broker und an der Börse eindeutig identifizierbar.

Festverzinsliche Wertpapiere

Festverzinsliche Wertpapiere: es gibt zahlreiche Varianten

Bei den festverzinsliche Wertpapieren gibt es zahlreiche sich überschneidende Begriffe. Die Zahl der tatsächlichen Finanzinstrumente ist allerdings kleiner, denn einige Begriffe sind – wie festverzinsliche Wertpapiere selbst – lediglich weitere Oberbegriffe.

  • ABS – ABS steht für den englischen Fachbegriff „asset backet securities“, übersetzt bedeutet das: „durch Vermögenswerte gesicherte Wertpapiere“, in der Regel handelt es sich hier um Anleihen, die auf vielen zusammengefassten Krediten bestehen, zum Beispiel an Unternehmen, aber auch an Verbraucher
  • Anleihen – Synonym/Sammelbegriff für festverzinsliche Wertpapiere
  • Bonds – englischer Oberbegriff für festverzinsliche Wertpapiere
  • Debentures – englischer Begriff für Pfandbriefe
  • Gewinnschuldverschreibungen – verzinsliche Wertpapiere mit einem zusätzlichen Anspruch auf einen variablen Anteil am Reingewinn des Unternehmens, Mischform zwischen festverzinslichem Wertpapier und klassischer Aktie
  • Industrieanleihen – Synonym für Anleihen von Unternehmen, das Unternehmen muss nicht zwingend aus dem produzierenden Gewerbe (Industrie) stammen, dies ist allerdings oft der Fall
  • Kommunalobligationen – auch Kommunalanleihe oder Kommunalschuldverschreibung genannt, festverzinsliche Wertpapiere, die von Kommunen, Städten oder Bundesländern ausgegeben werden, die Emission findet über Banken statt
  • Obligationen – Synonym/Sammelbegriff für festverzinsliche Wertpapiere
  • Optionsanleihen – verzinsliche Wertpapiere mit einer Options-Komponente, die ein Bezugsrecht auf Aktien beinhalten, Mischform zwischen festverzinslichem Wertpapier und klassischer Aktie
  • Pfandbriefe – Synonym/Sammelbegriff für festverzinsliche Wertpapiere, die von einer Bank ausgegeben werden
  • Rentenpapiere – Synonym/Sammelbegriff für festverzinsliche Wertpapiere
  • Schuldverschreibungen – Synonym/Sammelbegriff für festverzinsliche Wertpapiere
  • Staatsanleihen – festverzinsliche Wertpapiere, die von Staaten ausgegeben werden
  • Wandelanleihen – festverzinsliche Wertpapiere, die es Anlegern während einer Frist erlauben, die Anleihe in Aktien umzutauschen

Festverzinsliche Wertpapiere sind in vielen Wertpapierdepots die Grundlage für eine konstante und solide Rendite, die auch in den Jahren anfällt, in denen die Aktienmärkte nicht die gewünschten Wertzuwächse liefern. Einige Privatanleger spezialisieren sich sogar komplett auf Anleihen, Staatsanleihen und andere verzinsliche Wertpapiere, denn auch über viele unterschiedliche verzinsliche und festverzinsliche Wertpapiere lässt sich eine gute Mischung (Diversifizierung) im eigenen Wertpapier-Portfolio aufbauen. Allen interessierten Anlegern empfehlen wir das Fachbuch „Zinsen, Anleihen, Kredite“ von Klaus Spremann und Pascal Gantenbein. Die Aktiendepot-Redaktion wünscht Ihnen viel Spass beim Lesen und viel Erfolg bei Geldanlage und Handel mit verzinslichen und festverzinslichen Wertpapieren.

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Unser Fazit zu festverzinslichen Wertpapieren

  1. Verzinsliche Wertpapiere: Aktien = Eigenkapital, verzinsliche Wertpapiere = Fremdkapital
  2. Festverzinsliche Wertpapiere (Definition): festverzinslich meint nicht die Höhe der Zinsen, sondern betrifft die rechtliche Position des Anleiheinhabers
  3. Festverzinsliche Wertpapiere: Zinssatz und Höhe der Zinsen hängen von der Kreditwürdigkeit des Emittenten ab!

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