Technische Analyse – Grundlagen, Fachbegriffe und Möglichkeiten der technischen Analyse am Finanzmarkt!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 10.03.2021


Technische Analyse ODER Fundamentalanalyse oder doch technische Analyse UND Fundamentalanalyse? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen!

Elektronische Handelssysteme und Online-Broker haben die Finanzwelt verändert. Die technische Analyse war dabei der ständige Wegbegleiter der Börsen-Profis. Für aktive Privatanleger kann sie ebenfalls den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust machen. Das Thema überfordert Trading-Einsteiger allerdings regelmäßig, das liegt an der Informationsfülle und den Fachbegriffen. Deswegen hat die Aktiendepot-Redaktion diesen Ratgeber erstellt, der alle Grundlagen der technischen Analyse erläutert. Sie können diesen Artikel jederzeit auch als kostenloses PDF herunterladen.

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Die Glaubensfrage: Fundamentale oder Technische Analyse?

Der wohl entscheidende Wegbereiter der technischen Analyse war der US-Journalist Charles H. Dow (1851-1902). Er gründete unter anderem die Zeitung „The Wall Street Journal“ und auch der US-Leitindex Dow Jones Industrial Average trägt bis heute seinen Namen. In seiner Dow theory finden sich Grundprinzipien, die bis heute eine wichtige Rolle in der technischen Analyse spielen!

Die technische Analyse konzentriert sich auf die Kursverläufe (Chartanalyse), auf die mathematisch-statistischen Indikatoren (Indikatorenanalyse) oder eine Kombination dieser beiden Ansätze. Konkrete Unternehmensdaten werden eher selten beachtet und wenn doch, dann werden sie nicht allzu tief gehend analysiert. Die Begründung dafür ist einfach: in den Kursen und Indikatoren seien die fundamentalen Daten bereits voll berücksichtigt.

Damit steht die technische Analyse in starkem Kontrast zur Fundamentalanalyse, bei der die Kennzahlen des Unternehmens, seine Produkte, seinen Marketing und seine Branche im Detail betrachtet werden. Darüber hinaus werden auch zahlreiche Kennzahlen zum Wertpapier erfasst und in Relation zu den Kursen gesetzt. Die Begründung ist ebenfalls einfach: ohne ein Unternehmen zu kennen, könne man guten Gewissens nicht in seine Wertpapiere investieren.

Zwischen den Verfechtern der beiden Analyse-Traditionen „technische Analyse“ und „fundamentale Analyse“ herrscht mehr als eine gesunde Konkurrenz. Für viele Trader und Experten ist die Frage „Fundamentale oder Technische Analyse?“ zu einer echten Glaubensfrage geworden. Schlimmstenfalls geht jegliche Objektivität verloren und die eigene Methode wird in den Himmel gelobt und der jeweils andere Ansatz wird verteufelt. Diese Grundsatzdiskussion kann zwar durchaus unterhaltsam sein, führt aber doch etwas am Thema vorbei. Langsam setzt sich nämlich der Gedanke durch, dass die beiden Analyse-Wege miteinander versöhnt werden sollten. Ihre sinnvolle Kombination dürfte dann noch bessere Prognosen für künftige Markt- und Kursentwicklungen möglich machen. Werfen wir nun aber zuerst einmal einen Blick auf die Grundannahmen der technischen Analyse!

Technische Analyse

Die wichtigsten Grundlagen der technischen Analyse

Das Grundkonzept der technischen Analyse, egal ob Chartanalyse oder Indikatorenanalyse, lässt sich in drei wichtigen Leitsätzen prägnant zusammenfassen:

  • In den Marktbewegungen sind bereits alle Daten preislich berücksichtigt
  • Kurse bewegen sich grundsätzlich in Form von Trends
  • Auch an den Börsen wiederholt sich Geschichte immer wieder

Verfechter der reinen, technischen Analyse verzichten deswegen auf eine Analyse der fundamentalen Daten. Ihre Prämisse ist: die Kurse sind bereits ein realistisches Abbild aller verfügbaren Informationen zum Wertpapier. Rein auf Basis von Trends und historischen Trading-Daten versucht dann die technische Analyse künftige Kursentwicklungen möglichst treffsicher vorherzusagen. Um die ersten Schritte in Chartanalyse und Indikatorenanalyse zu machen, braucht es einige grundlegende Fachbegriffe.

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Glossar: Fachbegriffe von A wie Ausbruch bis Z wie Zweihundert-Tage-Linie

A – Ausbruch (breakout): Dies bezeichnet den Durchbruch eines Wertpapiers durch eine Trendlinie.

B – Bärenfalle & Bullenfalle (bear trap & bull trap): Falsch interpretierte Verkaufs- beziehungsweise Kaufsignale, welche die Anleger überraschen, entweder durch unerwartet steigende oder sinkende Kurse.

C – Chart (Kursdiagramm): Kurse können in einem Chart auf sehr unterschiedliche Weise dargestellt werden, zum Beispiel als Kerzencharts.

D – Daytrading: Häufiges Betätigungsfeld technischer Analysten, denn häufig werden die Erkenntnisse aus Chartanalyse und Indikatorenanalyse für kurzfristige Transaktionen genutzt

E – Elliot-Wellen: Diese Theorie des amerikanischen Buchhalters und Autors Ralph Nelson Elliott beschäftigt sich mit den psychologischen Aspekte börslichen Käuferverhaltens und der Massenpsychologie und versucht die daraus resultierenden Marktbewegungen zu erklären.

F – Fundamentalanalyse: Die Gegenspielerin der technischen Analyse, die den aktuellen Börsenkurs eines Wertpapiers mit den fundamentalen Daten des zugrundeliegenden Unternehmens oder Staates abgleicht.

G – Gleitende Durchschnitte: Mit diesem rechnerischen Hilfsmittel werden Kursverläufe geglättet und können damit besser analysiert werden. Der bekannteste gleitende Durchschnitt, der auch in der technischen Analyse eine große Rolle spielt, ist die Zweihundert-Tage-Linie.

H – Hausse & Baisse: Positive beziehungsweise negative Kursentwicklung in einem bestimmten Markt oder Marktsegment.

I – Indikator: Kurssignal mit mathematisch-statistischer Relevanz, welches als Hilfsmittel in der Indikatorenanalyse genutzt wird, einer der beiden Disziplinen der technischen Analyse.

K – Kerzencharts (Candlesticks): Eine Variante der Chart-Darstellung in der technischen Analyse

M – MACD (Moving Average Convergence/Divergence): Ein sehr bekannter trendfolgender Indikator. Aufgrund seiner flexiblen Einsatzmöglichkeiten ist er sehr beliebt. Der MACD wird aus der Differenz zweier exponentiell gleitender Durchschnitte ermittelt.

N – Notierungssprung (Tick): Die kleinstmögliche Preisänderung eines Wertpapiers oder einer Währung, die Größe des Ticks kann von Anlagegegenstand (Asset) zu Anlagegegenstand unterschiedlich sein

O – Over-the-counter-Markt (OTC): Ein außerbörslicher Markt, an dem bestimmte Wertpapiere gehandelt werden können. Die technische Analyse kommt hier schnell an ihre Grenzen, denn hier werden die Preise (Kurse) frei ausgehandelt. Muster und Indikatoren bleiben überraschend oft wirkungslos.

P – Primärer Trend: Ein primärer Trend hält länger als 12 Monate an und beinhaltet eine Kursänderung von mindestens 20 Prozent. Sekundäre und tertiäre Trends sind mit 3 Wochen bis 3 Monaten beziehungsweise weniger als 3 Wochen deutlich kurzlebiger.

R – Random Walk (Zufallsbewegung): Diese Finanzmarkttheorie geht davon aus, dass Kurse und Märkte grundsätzlich nicht vorherzusagen sind. Alle Kursentwicklungen in den Märkten beruhen demnach auf Zufallsbewegungen. Sollte diese Theorie bewiesen werden, wäre dies das Ende der technischen Analyse.

T – Trendlinie (Trend line): Ein wichtiges Werkzeug der technischen Analyse, das einen Trend, also eine bestimmte Kursentwicklung visualisiert. Zwei nebeneinander verlaufende Trendlinien bilden einen Trendkanal.

U – Überkauft & Überverkauft: Die Kurse steigen beziehungsweise sinken über einen längeren Zeitraum, bis der aktuelle Kurs schließlich kaum noch dem fundamentalen Wert entspricht.

V – Volatilität (volatility): Volatilität misst die relative Schwankungsbreite der Kurse und ist ein entscheidendes Werkzeug in der technischen Analyse. Auf Basis historischer Volatilitätswerte können Prognosen für zukünftige Schwankungsbreiten erstellt werden.

W – Widerstandslinie & Unterstützungslinie: Zwei Begriffe, die für die technische Analyse essentiell sind. Bei einer Widerstandslinie wird vermutet, dass die Kurse sie nur schwer nach oben überwinden können, eine Unterstützungslinie soll dagegen als Bremse für fallende Kurse fungieren.

Z – Zweihundert-Tage-Linie: Ein wichtiges Instrument der technischen Analyse. Um diese Linie zu erhalten werden die Kurse der vergangenen 200 Tage durch U geglättet.

Technische Analyse

Grundlagen der Technischen Analyse: Analyse ist immer Interpretation!

Die technische Analyse ist grundsätzlich anpassungsfähiger als die Fundamentalanalyse. Sie kann deswegen schnell auf neue Märkte übertragen werden. Dafür stehen Chartanalyse und Indikatorenanalyse auf weniger festem Fundament, ihnen fehlt quasi die Bodenhaftung der fundamentalen Analyse. Technische Analyse ist immer Interpretation und es gibt einen dementsprechenden Interpretationsspielraum, der auch regelmäßig Fehleinschätzungen beinhaltet. Die technische Analyse ist grundsätzlich anfälliger für unsaubere Arbeit, schon kleine Fehlleistungen können fundamentalen Einfluss auf das letztendliche Ergebnis der Analyse haben.

Es gibt zwei unterschiedliche Wege in der technischen Analyse: die Chartanalyse und die Indikatorenanalyse. Erstere beschäftigt sich in primär mit bestimmten geometrischen Mustern, die in den Charts beobachtet werden. Die zweite Disziplin verwendet mathematisch-statistischen Indikatoren, um Kursprognosen abzuleiten.

Die wissenschaftliche Validität der technischen Analyse ist nach wie vor umstritten. Das hat zwei Gründe: es gibt zu wenige quantitative Studien und vorhandene Studien ergeben noch kein klares Bild. Ob die technische Analyse also wirklich eine bessere Vorhersage der Märkte und Kurse erlaubt als der reine Zufall, ist nach wie vor ungeklärt. Darüber hinaus konnten auch Widersprüche noch nicht aufgelöst werden, denn die technische Analyse widerspricht zum Beispiel Finanzmarkttheorien wie „Effizienzmarkthypothese“ oder „Random Walk“. Diese Theorien sind allerdings auch selbst zum Teil durchaus umstritten.

Möglichkeiten und Grenzen der technischen Analyse

Spätestens im Computerzeitalter konnte die technische Analyse ihren aktuellen Siegeszug starten. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Chartanalyse und Indikatorenanalyse schon besser von Maschinen durchgeführt werden können als die Fundamentalanalyse. Bis eine Maschine ein Produkt, eine Branche und die Zusammenhänge der globalen Warenströme per Fundamentalanalyse zielsicher bewerten kann, wird vermutlich noch etwas Zeit ins Land gehen. Auf Basis von historischen Volatilitätswerten handeln automatisierte Trading-Systeme (Algo-Trading) hingegen heute schon: weltweit und mit einem ständig steigenden Handelsvolumen. Die Möglichkeiten der technischen Analyse sind also, rund hundert Jahre nach ihrem Start, noch längst nicht ausgereizt.

Wer sich schon einige Male mit Charts beschäftigt hat, kennt die Herausforderung: in einer Analyse finden sich zwei Muster oder zwei Indikatoren, die sich grundsätzlich ausschließen. Dann ist guter Rat teuer, denn beide Prognosen können keinesfalls zugleich eintreffen. Mit dieser Unsicherheit und diesem konstanten Zweifel müssen auch erfahrene Trader und professionelle Analysten tagtäglich arbeiten. Unerfahrene Privatanleger suchen hier oft nach Patentlösungen, die gibt es aber leider nicht.

Spätestens wenn die technische Analyse an Ihre Grenzen kommt, sollte der Trader-Horizont erweitert werden. Zum Beispiel durch eine intelligente Kombination von Chartanalyse und Indikatorenanalyse, um die Sicherheit der Prognose zu erhöhen. Auch der „Sündenfall“ wird heute von immer mehr Trading-Experten nicht mehr ausgeschlossen: eine technische Analyse auf Basis von grundlegenden Daten aus der Fundamentalanalyse. Im folgenden Abschnitt hat die Aktiendepot-Redaktion für Sie 21 Links zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen noch tiefer in die Welt der technischen Analyse einzutauchen. Auch das Zusammenspiel von technischer Analyse und fundamentaler Analyse wird dabei immer wieder thematisiert.

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21 Anlaufstellen: Hier erfahren Sie mehr über Chartanalyse

7 essentielle Fachbücher zur technischen Analyse

1) Buch-Tipp für Einsteiger: Chartanalyse für Dummies von Barbara Rockefeller

2) Ein wichtiges Standardwerk: Technische Analyse der Finanzmärkte (Grundlagen, Strategien, Methoden, Anwendungen) von John J. Murphy

3) Die Chartanalyse-„Bibel“ im englischen Original: Technical Analysis of Stock Trends von Robert D.Edwards und John Magee

4) Damit kamen die Candlesticks aus Japan in den Westen: Japanese Candlestick Charting Techniques von Steve Nison

5) Bollinger Bänder: Der einfache Weg, Kursverläufe zu bestimmen von John Bollinger

6) Noch tiefer einsteigen mit einem Buch für Profis, aktuell nur noch gebraucht erhältlich: Börsenerfolg mit Behavioral Finance von Hersh Shefrin

7) Geheimtipp in englischer Sprache: Fibonacci Analysis von Constance M. Brown

7 Experten, die auf YouTube aktiv sind

1) Sehr aufschlussreich und hörenswert sind die Webinare von Diplom-Volkswirt Simon Betschinger. Viele seiner Webinare werden auf dem YouTube-Channel von TraderFox.de veröffentlicht. Seine Mission: Chartanalyse und Fundamentalanalyse sinnvoll miteinander zu verknüpfen!

2) Etwas ganz besonderes ist die komplett auf YouTube abrufbare Vorlesungsreihe „ECON 252: Financial Markets (2011)“. Diese wurde von Professor Robert J. Shiller im Rahmen der Open courses der renommierten Yale Universitygehalten.

3) Admiral Markets Deutschland ist zwar der YouTube-Kanal eines Online-Brokers, aber die Qualität konnte überzeugen. Insbesondere die Videos in der Rubrik „live Trading DAX, Dow & EURUSD mit Daytrader Jochen Schmidt“ sind interessant.

4) Wenn es um Technische Analyse und Finanzinnovationen geht, kommt man in Deutschland um die Stuttgarter Börsenicht herum. Ein Abonnement des YouTube-Kanals Börse Stuttgart ist sinnvoll, wenn man in Sachen Chartanalyse am Ball bleiben will.

5) Der Trader Samir Boyardan ist Spezialist für die japanische Charttechnik „Ichimoku Kinko Hyo“ und ist von Zeit zu Zeit auf seinem YouTube-Kanal mit längeren Videos aktiv.

6) Mit dem “ TV-Kanal von ayondo Deutschland“ listen wir ein weiteres YouTube-Angebot eines Brokers. Neben der obligatorischen Eigenwerbung finden sich hier regelmäßig spannende Videos für interessierte Chartanalysten.

7) Das Deutsche Anlegerfernsehen hat mit dem DAFChannel natürlich auch einen eigenen YouTube-Channel. Ab und an reinschauen lohnt sich für angehende Chartexperten.

Technische Analyse

6 gute Webseiten zum Thema „Technische Analyse“

1) Im Trading-Desk der Börse Stuttgart bekommen Sie kostenlos und unverbindlich einen faszinierenden Einblick in die Bewegungen des Marktes.

2) Franz-Georg Wenner, der langjährige Redakteur von BÖRSE ONLINE ist seit 2013 mit seiner hoch informativen Webseite chartanalysen online selbständig tätig.

3) ELITETRADER ist vermutlich das relevanteste Trader-Forum weltweit, sicher aber eines der ältesten. Exzellente Englischkenntnisse sind Pflicht

4) Auf jeden Fall einen Blick wert: ProRealTime, eine sehr gut strukturierte Börsensoftware

5) Die thematischen Webinar-Reihen des Fachportals finanzen.net sind immer einen Besuch wert, die technische Analyse spielt natürlich eine Schlüsselrolle.

6) AKTIENKAUFEN.COM ist eines unserer Partnerportale. Auch dort wird der „Kampf“ zwischen technischen Analyse und fundamentaler Analyse ausgetragen, Kontrahenten sind die Börsenexperten Michael Vaupel und Christian Lukas.

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Unser Fazit zur technischen Analyse

  1. Technische Analyse: Seit den 1990er-Jahren ist die Chartanalyse auf dem Siegeszug
  2. Fundamentale vs. technische Analyse: Beide Methoden ergänzen sich überraschend gut
  3. Technischen Analyse (PDF): Ratgeber zum herunterladen

Bilderquelle: shutterstock.com